„Erfolgreich gescheitert oder zufällig erfolgreich“ lautete auch beim 6. BizSlam am 14.03.2018 das Motto der Veranstaltung. Sechs Slammer*Innen gaben in der alten VIP-Lounge des Vfl-Bochum Stadions ihre Erfahrungen von der Unternehmensgründung sowie Geschichten über Erfolg und Misserfolg zum Besten. Etwa 170 Gäste lauschten mit Freibier in der Hand und Brezeln zwischen den Zähnen gespannt den Slammer*Innen. Moderiert wurde der Abend von Gregor Tischbierek, Stefan Gerth und Marion Behn.
Los geht´s!
Den Anfang machte dieses Jahr Yvonne Bouguila vom Allround Werbeservice. Die Unternehmerin übernahm den Betrieb vor fünf Jahren, nachdem sie mehr als zehn Jahre als rechte Hand der Geschäftsführung gearbeitet hatte. Dabei hat sie ihr Motto „Einfach machen“ immer begleitet. Der Zeitpunkt der Übernahme kam dabei laut Yvonne allerdings alles andere als günstig. Ihre Ersparnisse hatte sie in ein neues Eigenheim gesteckt und sollte nun plötzlich das Unternehmen übernehmen. Sie musste also einen Kredit aufnehmen und um der Bank ihre Kreditwürdigkeit zu beweisen, holte sie von Kunden Empfehlungsschreiben ein, welche verdeutlichten, dass Yvonne der Aufgabe als Geschäftsführerin gewachsen war.
Und es funktionierte. Sie bekam den Kredit und der Übernahme des Betriebes stand nichts mehr im Weg. Doch nicht nur im Beruf gibt Yvonne Vollgas. Seit 6 Jahren ist sie Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren und war sogar ein Jahr Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Mittleres Ruhrgebiet. Ihrem Motto „Einfach machen“ ist sie dabei stets treu geblieben.
Es folgte die Gründungsgeschichte des Verlages UNICUM GmbH & Co. KG, vorgetragen von niemand geringerem als Manfred Baldschus selbst. Vor 35 Jahren brachte er die erste reguläre Ausgabe von UNICUM an die Unis, erstmal nur in NRW. Sein Heft finanzierte er anfangs mit Werbeanzeigen aus der Tabakindustrie. Heutzutage sei dies ja leider nicht mehr erlaubt, wie er scherzhaft sagt. Er kooperierte mit einer Düsseldorfer Agentur und musste direkt zu Beginn eine Auflage von 100.000 Exemplaren veröffentlichen. Ganz ohne E-Mails, Handys, Internet und digitaler Fotografie brachten er und sein Team im November 1983 die erste Ausgabe auf den Markt und merkten schnell, wie gut ihr Produkt bei den Student*Innen ankam.
Seitdem hat der Verlag eine ganz schön große Entwicklung hingelegt. Angefangen im Bochumer Studierendenwohnheim, als erster Sitz des Verlages, dann eine Wohnung in der Innenstadt bis hin zu „richtigen“ Büroräumen am Hauptbahnhof. Als größten Erfolg beschreibt Manfred die Tatsache, dass er und sein Team es innerhalb mehrerer Jahrzehnte geschafft haben, aus einer einzelnen Zeitschrift eine Marke aufzubauen. Sein Tipp für andere Unternehmensgründer? Motivation und große Leidenschaft für das, was man tut. Dies sei der Schlüssel, um auch Krisenzeiten zu überstehen und an seinen Zielen festzuhalten.
Eine ganz andere Richtung hat Tim Janus mit seinem Unternehmen Rubin-Games-Studios GmbH eingeschlagen. Der Informatiker entwickelt mit seinem Team ein Strategiespiel, welches im 17./18. Jahrhundert in der Karibik spielt. Beim BizSlam erzählte er, wie er und sein Team bereits den 4. Platz des Senkrechtstarter Gründungswettbewerbes Bochum belegten und obendrein noch den Sonderpreis für „Ansiedlung“ und „networker NRW“ erhielten. Ihr Spiel lassen sie sowohl von Freunden als auch unabhängigen Personen testen, indem sie diese zu sich einladen und der Teil des Spieles gespielt wird, der schon fertig ist. Tim erklärte ebenso, dass sie sich mit der Spieleentwicklung langsam etwas beeilen müssen, da sie momentan noch von Fördergeldern leben und mit dem Spiel an sich noch keine Umsätze erzielen. Sie sind jedoch optimistisch, dass es nicht mehr lange dauert.
Es folgte eine 30 Minütige Pause, in der sowohl die Gäste als auch die Slammer*Innen Zeit hatte, sich um Getränkenachschub und einen kleinen Brezelsnack zu kümmern.
Gestärkt konnten die Gäste nun den spannenden Geschichten von Thierry Chuck Wilmes der AUKTORA GmbH lauschen. Er ist einer von fünf Geschäftsführern und arbeitet mit seiner Firma im Bereich der eMobilität. Er erzählte den Zuhörern von der World Solar Chalenge in Australien, ein Wettbewerb für selbstgebaute Solarfahrzeuge, an dem er mit seinem Team teilnahm. Am Vorabend des Wettkampfes werkelten einige Teammitglieder noch am teilnehmenden Fahrzeug rum. Zum Start musste die Crew dann feststellen, dass dieses nicht mehr so funktionierte, wie geplant. Kurzerhand mussten sie ihr Fahrzeug also mit ihrem Laptop durch die Straßen führen.
Was sie daraus gelernt haben? Never change a running system! Spaß hatte das Team rund um Thierry trotzdem, was man am begleitenden Bildmaterial erkennen konnte. Auch die Leidenschaft, mit der Thierry seiner Arbeit nachgeht, konnten die Gäste während des gesamten Vortrages spüren.
Als nächstes standen Jennifer Wulf und Stephan Stratmann auf der Bühne. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Veranstaltung, bei der sie als Helfer von Viva con Agua dabei waren. Die junge Unternehmerin spricht darüber, wie sie ihre eigene Smoothielinie „Saftbefehl“ auf den Markt zu bringen versuchte und dabei scheiterte. Gleichzeitig probiert es Stephan mit einem eigenen Flammkuchenwagen, famousflamecake. Mit einem selbstgebauten Anhänger und jeglichem Zubehör für die perfekten Flammkuchen machten sich die beiden auf den Weg, um famousflamecakes berühmt zu machen. Geklappt hat dies eher so mäßig. Auch wenn sie bei einigen Food-Veranstaltungen ausverkauft waren, konnte sich der Flammkuchenwagen nicht halten.
Ihr aktuelles Projekt ist jetzt die „Chatbotmanufaktur –Deine Experten fürs Messenger Marketing“. Ein Unternehmen das anderen Unternehmen hilft, die Kommunikation auf deren Websites und Facebook- Seiten überwiegend zu automatisieren. Was Jennifers und Stephans aus ihren Erfahrungen gelernt haben? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Auch wenn die beiden ihre ersten Ideen aufgeben mussten, so haben sie ihren Traum der Selbstständigkeit nicht aufgegeben und arbeiten mit der Chatbotmanufaktur an einer neuen Idee!
Als letzter Slammer des Abends erzählte uns Christian Großmann der eine interessante Geschichte über den ersten großen Auftrag seines Unternehmens, den er fast vergeigt hätte. Großmann erhielt von einer großen Automobilfirma einen millionenschweren Auftrag, welchen er auch annahm. Die Verträge waren unterschrieben und schon bald sollte es in die Produktion gehen. Maschinen wurden bestellt, angeschlossen und eigentlich war alles bereit. Eigentlich. Schon nach kurzem Anlauf streikte eine der Maschinen ehe die Produktion richtig begonnen hatte. Das gleiche wiederholte sich ein weiteres Mal. Die Deadline des Auftrages rückte immer näher, doch die Produktion konnte erneut nicht gestartet werden.
Das Problem: Ein Werkzeug blockierte eine der Maschinen. Kurzerhand entschied sich Christian Großmann das besagte Werkzeug mit Hilfe eines Vorschlaghammers zu entfernen. Gesagt, getan – die Maschine lief wieder. Kurz vor knapp konnte die Produktion nun endlich beginnen. Familie und Freunde halfen der Firma in einer Nacht und Nebel Aktion, den Auftrag abzuschließen. Was Christian daraus gelernt hat? Ein Zeit- und Produktionsplan kann noch so gut sein, manchmal sind es äußere, nicht beeinflussbare Dinge, die einem einen Strich durch die Planung machen. Christian sagte jedoch, er würde es trotz aller Risiken, die ein solch großer Auftrag mit sich bringt, erneut tun.
Danach folgte die Siegerehrung des/der besten Slammers/Slammerin, gewählt hat das Publikum. Auch wenn die Entscheidung sehr knapp war, über den Sieg und eine Flasche Glück auf Küwee Wein durfte sich am Ende Thierry Chuck Wilmes freuen. Stolz können trotzdem alle Slammer*Innen sein, denn sie haben sich von Schwierigkeiten, auftretenden Problemen und Misserfolgen nicht abhalten lassen, ihre Ziele zu verfolgen, um so ihren Traum der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Vielen Dank, dass ihr uns an euren Geschichten mit viel Witz und Intelligenz habt teilnehmen lassen.
Schreibe einen Kommentar